Von der Dombrudscha zurück in die Karparten
Um wieder nach Siebenbürgen zu gelangen, queren wir die nordöstliche Walachei. An der Strecke liegen zwar ein paar schöne Seen, z. b. der Sarart See, der die gleichen Merkmale aufweist wie das tote Meer, wenn man zum faul zum schwimmen ist geht man nicht unter, so salzhaltig ist er.
Auch Schlammbäder werden in den anliegenden Campingplätzen angeboten. Wir lassen diese Möglichkeiten ungenutzt und fahren durch Buzau durch, bis ein Hinweisschild auftaucht "Vulcanii Noroiosi". Diese Variante der Vulkane findet man in Europa eigentlich nur noch in Island.
Es handelt sich um Schlammvulkane,
die leise vor sich hinblubbern
Der Parkplatz vor diesem Naturereignis ist gleichzeitig ein Stellplatz, auf dem wir übernachten.
Am Morgen gehen wir dann auf Besichtigungstour.
Ein Schlund ahhhh........
Es blubbert.........
und blubbert ......
Der Abstecher ins "Muddyland" (Paclele Mici), das ist der kleinere Platz, hat sich gelohnt.
Durch eine wunderschöne Landschaft fahren wir auf der (10) bis Cislau, biegen kurze Zeit später nach links ab auf eine kleine schmale Straße Richtung Valenii De Munte. Hin und wieder werden wir durch Starkregen mit dicken Hagelkörnern etwas beim Fahren behindert. Es liegen nur ab und zu kleine Ortschaften am Weg. Die Zeit scheint hier still zu stehen.
Wir ereichen die (1A) in Valenii deMunte. Ein Stückchen weiter südlich geht eine kleine Straße nach
rechts ab, über diese wollen wir Campina an der (1) erreichen. Aber irgendwo erwischen wir den falschen Abzweig, mal wieder,
fahren an einem grünen Berg vorbei
und landen wieder auf der (1A). Auf eine Wiederhohlung haben wir keine Lust, also runter bis Ploiesti und dann die (1) wieder nach Norden. Diese Straße, die die Walachei mit Siebenbürgen verbindet, ist das touristische Highlight. In Sinaia, das von seinen Einwohnern gerne als die "Perle der Karparten" bezeichnet wird, steht das "rumänische Neuschwanstein", das Schloß Peles.
Das wollen wir uns morgen anschauen. Jetzt heißt es erst einmal einen Stellplatz finden.
Wir fahren durch diese schöne Stadt bis ganz hinauf ins Wintersportgebiet zu den Parkplätzen der "Telegondola Sinaia". So hoch - so kalt. Also wieder herunter vom Berg, hinter dem Kloster
hatte sich der Besucherparkplatz soweit geleert, daß wir ganz am grünen Ende ein geeignetes Plätzchen finden.
Am Morgen füllt sich der Parkplatz wieder.
Einige Frauen verkaufen Himbeeren in kleinen Körbchen, wir kaufen eins und lassen uns die Beeren zum Frühstück schmecken. Danach bezahlen wir die Parkgebühren bei dem schon geduldig wartenden Parkwächter und laufen durch den Wald zum Schloß.
Der erste rumänische König Carol der I. gab 1873, noch als Fürst Karl von Hohenzollern
und nach einer Volksabstimmung gewähltem Staatsoberhaupt, den Auftrag das Schloß als Sommerresidenz bauen zu lassen. Die Planung übernahm der Wiener Architekt Carl Wilhelm von Doderer.
1878 erlangte Rumänien seine Unabhängigkeit
vom Osmanischen Reich und aus Fürst Karl
wurde König Carol. 1883 konnte er sein Schloß beziehen. Der König sorgte dafür, das es seiner "bescheidenen Hütte" an nichts fehlte.
Er ließ Bäder einbauen, Zentralheizung und elektrisches Licht installieren, ein Kino gab es, ein mechanisch öffnendes Glasdach und sogar einen Aufzug.
Die Innenräume zu fotografieren kostet, so beschränken wir uns auf den Innenhof,
bis auf ein Bild, das haben wir........ halt so gemacht.
Wir empfehlen, sollten Sie hierherkommen, unbedingt die große Führung zu buchen.
Sinaia selbst und auch der Nachbarort Busteni sind nicht nur historisch interessant, sondern auch
ausgesprochene Wander- und Wintersportorte. Der Parcul National Bucegi beginnt quasi in den Stadtzentren. Seilbahnen transportieren die Besucher in die Berge.
Wir haben für heute genug gesehen, fahren die (1) weiter nach Norden, jetzt sind wir wieder in Siebenbürgen.
Vor Predeal biegen wir links ab Richtung Rasnov, dann wieder links nach Zarnesti.
Nicht weit von der Stadt gibt es die gemütliche und komfortable WoMo-Pension "Alpin-Ranch" in einer herrlichen Karpatenlandschaft.
Bei einem kleinen Lagerfeuer
lassen wir den Tag ausklingen.
Pension und Stellplatz haben wir ganz alleine für uns.
Die Chefin fährt tagsüber nach Brasov zur Arbeit, nicht bevor sie uns noch einen Morgengruß hinterlassen hat.
Wir können die ganze Pension nutzen, Küche, Wohn- und Essecke,
natürlich WiFi
und einen wundervollen Ausblick.
Nach einem Ruhetag sind wieder Besichtigungen angesagt.
Nicht weit von unserer Ranch liegt die Ortschaft Bran, bekannt durch die im Ausland
als Dracula-Burg vermarktete Törzburg.
Das Städtchen lebt natürlich von dem Rummel.
Die schönen Parkanlagen laden zum spazieren gehen ein.
Von außen schon ein mächtiges Gemäuer.
Auch im Inneren gibt es Interessantes zu sehen.
Als nächstes haben wir Rasnov / Rosenau im Programm.
Dort steht die Cetatea Rasnov, die man von den großzügig angelegten Parkplätzen per pedes
oder via Bimmelbahn erreichen kann.
Im 1. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. nach Chr. war hier eine dakische Befestigungsanlage aus Holz um eine Siedlung herum angelegt. Die Wohnungen im Inneren waren zum Teil in den Fels hinein gegraben.
Archäologen gehen von einer blühenden Siedlung mit weit reichenden Handelsbeziehungen aus.
Nach der römischen Eroberung wurde die Burg verlassen.
Viel später dann, 1215, wurde hier vom Deutschen Orden eine Bauernburg erbaut und nur einmal, anno 1600 vom Feind, dem Fürsten Gabriel Bathrory, eingenommen.
Am Nachmittag, auf "unserer" Ranch, genießen wir nochmal die Sonne.
Am Abend verabschieden wir uns von unserer charmanten Wirtin.
Heute wollen wir uns Brasov / Kronstadt anschauen. Das letzte mal hat das ja nicht so geklappt.
Von einem Besuch des Braunbär-Reservats "Libearty" rät uns unsere Wirtin ab. Durch die vielen Regenfälle in der letzten Zeit sind die nicht asphaltierten Wege dorthin aufgeweicht. Also wieder nix mit die Bärens.
Als Corona im 13. Jh. gegründet, etablierte sich die später Kronstadt genannte Metropole als bedeutendes Zentrum der Siebenbürger Sachsen. Die heute Brasov genannte Stadt mußte in der kommunistischen Zeit sogar den Namen Orasul Stalin -Stalinstadt- ertragen.
Obwohl der Anteil des deutschen Bevölkerungsanteils erheblich zurückgegangen ist, lebt auch deren
Kultur hier weiter.
Das beste Beispiel hierfür ist die sogenannte "Schwarze Kirche" in der auch heute noch für die deutschsprachige Gemeinde ein reformierter Gottesdienst abgehalten wird.
Also heute, an einem Mittwoch, klappt unser Besuchsprogramm wesentlich besser als unser letzter
Versuch an einem Wochenende. Auf Anhieb finden wir einen freien Platz auf dem Altstadt nahen,
bewachten Parkplatz.
Von dort aus ist der Rathausplatz schon zu sehen
und schon stehen wir vor dem Kirchenportal
Das Innere besticht durch das besondere Inventar.
Das Gestühl wurde von den einzelnen Zünften entweder selbst erbaut und mit den Innungswappen versehen oder in Auftrag gegeben. Weiter sind die über 100 Orientteppiche zu bestaunen. Diese wurden von wohlhabenden Händlern gestiftet.
Der Rathausplatz
mit der Randbebauung
und den Straßencafés
die sich in den Nebenstraßen fortsetzen
Zuckerbäckerfassaden
Platz der Republik (glaube ich)
Wir verlassen die Stadt Richtung Nordosten. Bevor wir ins Szeklerland aufbrechen, wollen wir uns noch 2 typisch sächsische Kirchenburgen anschauen. Die eine in Harman / Honigberg müssen wir allerdings auslassen, schon geschlossen.
Die Kirchenburg vor Tartlau ist noch offen, Gott sei Dank, wir hätten was verpasst.
Schon der Eingang läßt erkennen, dass man hier nicht leicht eindringen kann.
Durch dieses Tor kommt man in den Innenhof.
In die Wehrmauern sind kleine Wohnungen
integriert, in die sich die Dorfbevölkerung zurückziehen konnte, wenn mal wieder ein Türkenangriff bevorstand
Die Kirche selbst ist massiv gebaut und sehr schön in ihrer Schlichtheit
der gotische Altar ist über 500 Jahre alt
In einige Wohnungen sind Museen eingerichtet
mit landwirtschaftlichen Geräten
oder Geräte für die Hauswirtschaft, allerdings wurde das aus umliegenden Bauernhäuser zusammengetragen, um es hier auszustellen, die Räume eignen sich auch gut dafür.
Sogar eine Schule gab es, so daß der Unterricht auch während der Belagerungen fortgesetzt werden konnte. Das Mobiliar stammt allerdings auch aus früheren Zeiten.
Blick durch die Wehrgänge
und aus diesen heraus
Wochenlange Belagerungen haben diese Kirchen überstanden, sie beherbergten meistens jedoch Frauen, Kinder und alte Männer, da die Jungen im Heer zu dienen hatten.
Noch einen Blick in den Innenhof
und von aussen auf die Wehrmauern.
Hier endet der vierte Teil des Reiseberichts.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen