Dienstag, 12. Juni 2012

Marokko 2011/12

vom November 2011 bis Februar 2012




Kapitel 1: Von Alsbach bis Agadir


Am 17.11. war es endlich wieder so weit. Wir hatten alles eingepackt was wir im nächsten viertel Jahr brauchen würden. Kleidung für warme und kalte Tage, eine komplettierte Reiseapotheke, Handtücher, Bibliothek und, und, und ...
Los ging es durch die Pfalz, ins Elsass, um dort in Souffleinheim bei unserem Lieblings-Leclerc
unser Abendessen einzukaufen, Garnelen, Baguette, ein bißchen Riesling, sowie natürlich den preiswerteren Diesel zu tanken. Über Straßburg, Basel und die Schweitzer Autobahnen (wir hatten noch eine Vignette für dieses Jahr) erreichten wir den Neuchateler See. So gegen 20°° Uhr landeten wir in Salavaux, einem kleinen Ort mit Stellplatz  und wurden von der Wirtin ausgesprochen liebenswürdig empfangen.

Am nächsten Morgen war alles in dichten Nebel gehüllt.

Erst zur Mittagszeit kam die Sonne heraus - ein wahrhaft goldener Herbsttag. So läßt es sich gut reisen.
Über Genf und Macon, nur über kostenfreie Nationalstraßen, erreichten wir schließlich am Abend Montlucon. Diese Stadt hatten wir uns ausgesucht, weil es dort am Rande eines öffentlichen Parkplatzes Stellplätze unter Bäumen und sogar eine Ver- und Entsorgungsstation gibt.

Am nächsten Morgen herrschte vor unserem Stellplatz ein fröhliches Trödelmarkttreiben.



Ein sonniger Tag, der die Fahrt über die z.T. vierspurig ausgebauten RN zum reinen Vergnügen machte, zumal diese Straßen kaum frequentiert waren.  Nördlich Limoges, quer durchs Land bis Bordeaux, ging das sehr flott. Im Einzugsbereich der Stadt wurde es dann ein wenig stressig.
Von unserer Fahrt nach Spanien/Portugal 2007 erinnerten wir uns noch an einen sehr schönen Platz nahe des Atlantiks, am Biscarrosse-See.

Frankreich sorgt schon gut für seine WoMo-Touristen. Daß solche Plätze inklusive VE nichts kosten, findet man wirklich nicht überall.
Da der Platz weit ab von jeder größeren Stadt ist, wurden wir mit einem wunderbaren Sternhimmel belohnt.

Das Wetter spielte auch am nächsten Tag noch mit. Blauer Himmel und Sonnenschein begleiteten uns bis Spanien. Weiter bis Bayonne - S. Sebastian, dann ein Stück Autobahn, da uns der Großstadtverkehr etwas mürbe gemacht hatte, bis Bergara, sodann die parallel führende Landstraße bis hinter Miranda de Ebro. Dort wartete schon ein Picknick-Platz auf uns am Monomento al Pastor.


Burgos, Valladolid, Salamanca, Caceres ließen wir an der Straße liegen, bis wir vor Merida auf der paralell zur Autobahn verlaufenden 630 ein Hinweisschild auf einen Embalse (Stausee) entdeckten. Volltreffer ! Ein schöner Freizeitpark ist um den See herum angelegt. Außer ein paar Jogger und Hundeliebhaber waren wir alleine.


Ein bisschen Bewegung würde uns schon gut tun nach 4 Tagen Autofahrt, so beschlossen wir, am nächsten Morgen nach dem Frühstück einen Gang um den Stausee herum zu machen. Der ist jedoch größer als wir dachten. Statt eines Spazierganges, wurde das an diesem "frühlingsfrischen Herbstmorgen" eine richtig schöne Wanderung - und lehrreich. Die Staumauer und die anhängenden Wasserleitungen stammen aus der Römerzeit. Das alles wird an einzelnen Stationen sehr gut erklärt, und längst ist noch nicht alles ausgegraben, was die Römer dort hinterlassen hatten.


Wir gingen wieder auf die Autobahn (Route 66) , streiften Sevilla und durchquerten von dort aus die schönen Sierras nach Ronda. Der dortige CP war uns noch von früheren Fahrten her bekannt.

Am 23.11.  Stadtbummel in Ronda. Trotz des schönen Wetters und vielen japanischen Touristen wirkte die Stadt etwas öde und verlassen. Aber die maurischen Häuser, Gärten und Paläste in der Altstadt zu durchstreifen war einfach nur schön.


Durch die Sierra de Ronda erreichten wir Algeciras. Dort, auf dem Lidl-Parkplatz, hat sich schon die WoMo-Gemeinde eingefunden, die am nächsten Morgen nach Marokko will. Unweit dieses Parkplatzes ist eine Agentur für Fährtickets, speziell für WoMos. Fragt einfach nach Carlos.
Neben dem Service -ausfüllen der Zolldokumente etc.- gab uns die sehr nette, hilfsbereite Dame im Büro noch einen Kuchen und asturischen Cidre mit auf den Weg. Sehr lecker, besonders der Kuchen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der letzte europäische Einkauf bei Lidl und der unmittelbar daneben liegenden Metzgerei
(klasse Serrano-Schinken) muß gut geplant sein. In einem moslemischen Land gibt es halt nicht alles, was der Mitteleuropäer so gewohnt ist und schätzt.

Am 25.11. 10:oo Uhr ging unsere Fähre, um 9:oo sind wir an den Hafentoren und damit eines von erstaunlich wenigen Fahrzeugen auf der Fähre. Wir haben mit wesentlich mehr gerechnet, vor allem  mit ganz vielen WoMos, was auch sonst der Fall ist, wie man uns erzählte.
Im Hafen von Tanger Mediterraneé wurden wir dann als erstes WoMo abgefertigt. Einen chaotischeren Zoll hatten wir allerdings bis dahin noch nicht erlebt, sehr freundlich trotzdem, aber völlig schräg.
Bei leichtem Nieselregen folgten wir der Küste, an Ceuta vorbei, durchquerten mondäne Badeorte,
die jetzt im Winter ruhig auf die nächste Saison warteten. In Martil, ein Seebad mit fast endloser Corniche und Strandpromenade, gibt es einen Campingplatz, den wir uns für unsere erste Übernachtung in Marokko ausgesucht hatten. Der Platz ist einfach, aber sauber und preiswert.
Am nächsten Mittag begaben wir uns auf Erkundung. Die Promenade rauf und wieder runter,


Cafés, Pizzerias, Fischrestaurants, Cafés. Nicht richtig aufregend, aber einen herrlichen Strand hats. Auf der einen Seite blauer Himmel und Sonne, auf der anderen türmten sich dicke granitgraue Wolken über der See, da wird man nicht müde, eine Zeitlang Meer und Himmel zu betrachten, was die Mrokkaner/innen auch ausgiebig taten, war ja Samstag. Der Wind blies uns ganz schön ins Gesicht, also erst rein in ein Café, dann in ein Fischrestaurant, um eine (Riesen)Portion Sardinen zu vertilgen. Klasse für Kleines.
Irgend etwas fehlte aber bei dem Abendessen - ach ja , der Wein. Daran muß man sich erst gewöhnen.

Am 27.11. machten wir uns auf, um der eigentlich wunderschönen Küstenstrecke Richtung Osten zu folgen. Leider erwies sich die Strecke bald hinter Tetouan als riesige Straßenbaustelle. Da es vorher auch noch stark geregnet hatte, ähnelte die Piste oft mehr einer Rutschbahn.


Die Schlaglöcher waren mit Wasser gefüllt und daher schlecht einzuschätzen. War schon recht mühsam die Fahrt, und so hatten wir leider für die Schönheit der Küste wenige Blicke übrig.
Unterwegs begegneten uns immer wieder Gruppen von Berberfrauen, die uns mit Gesten zu verstehen gaben, daß wir für sie Süßigkeiten rausrücken sollten. Bei einem "technischen Halt" hatte es sich dann als Fehler erwiesen, daß wir die Hecktüren nicht verriegelt hatten. Die Damen bedienten sich selbst an Carlos´ Kuchen.
Nach gefühlten 1000 km Baustelle erreichten wir endlich El Jebha. Es wurde gerade dunkel, dafür hörte - Gott sei´s gedankt - die Baustelle auf. Eine sehr gute Straße führte uns wieder hinauf in die Berge und -  in den Nebel. Eine unbekannte Serpentinenstraße bei Dunkelheit und Nebel, das haben wir an diesem Tag gerade noch gebraucht. Eine Zeitlang hatten wir einen umsichtig fahrenden Vordermann, an den wir uns dran hängen konnten, als dieser sein Ziel erreicht hatte, ging e für uns im Schneckentempo weiter.
Der Nebel riss endlich auf, und wir sahen den Abzweig, der in das Dorf Torres führt. Wie im Reisehandbuch beschrieben, endete die kleine Nebenstraße direkt am Meer auf einer Plattform, die wir dann für diesen Abend zu unserem Übernachtungsplatz erklärten. Eine viertel Stunde später besuchte uns eine Marineabordnung, begrüßte uns höflich, erkundigte sich nach woher und wohin, nahm unsere Pässe mit, notierte alles, brachte die Pässe zurück und, nachdem eine Konversation nicht so richtig in Gang kam (von wegen unserer dürftigen Französischkenntnisse), wünschten sie uns fröhlich eine Gute Nacht.
Und was für eine Nacht. An den Hängen des Rifgebirges, außerhalb jeglichen Fremdlichtes. Ein Sternhimmel wie gemalt, dazwischen die Mondsichel.
Ein sonniger Morgen weckte uns mit Blick aufs Meer. Ein Cafébetreiber hatte schon Tische und Stühle um die Plattform verteilt. Wir ließen diesen Morgen einfach nur genussvoll verstreichen.


Mittags besichtigten wir dann Al Hoceima, nahmen noch einen Imbiss in einem Gartenrestaurant direkt an der Felskante ein,

um dann, direkt an der Küste entlang, weiter nach Osten zu rollen. Nach ca. 70 km weckte ein Hüttenrestaurant auf einer Klippe direkt über dem Meer unser Interesse. Das sah nach einem Abendessen mit frischem Fisch und gleichzeitig nach einem Stellplatz mit Seeblick aus.
Wir blieben, aßen auf der Klippe eine Fischplatte und zogen uns nach Sonnenuntergang in unseren Bus zurück.


Die touristisch nicht sehr interessante Stadt Nador ließen wir links liegen und fuhren direkt nach Saidia. Was man da baut, haut einen schon um. Die größte "Urlaubs-City" die wir je gesehen haben.
Eine spanische Touristik- und Investitionsgesellschaft baut hier ein Touri-Centrum, das von der Architektur zwar schön, in der Masse aber nur monströs ist.
Den nicht so bombastischen Campingplatz hatten wir für uns alleine. Winterbetrieb, aber mit sauberen warmen Duschen, Möglichkeiten zum Ver- und Entsorgen und Nachts völliger Ruhe - und das mitten in der Stadt.



Am 30.11. wollen wir über Berkane in den Zegzel-Naturpark. In der Stadt fehlte jedoch jeder
Hinweis, so dass wir uns an die allgegenwärtige Polizei wandten. Wir mußten auf der Hauptstraße wenden, um auf die Nebenstraße zu kommen. Also schwärmten 3 Polizisten aus, sperrten die Hauptstraße nach beiden Richtungen, damit wir ungehindert wenden konnten. Dann noch ein  "Bonne Route"!, das nennt man Service .
Wir wurden auch schon von der Polizei, die normalerweise Personenkontrollen durchführt, angehalten, nur um uns in Marokko willkommen zu heißen.

Der Zegzel Park ist eine sehr wasserreiche bewaldete Region in den Beni Snassen Bergen. Kleine schmale Straßen führen in die Schlucht. Dort, an der Zegzel-Quelle,

erwartet einen, neben den schönen Ausblicken und der guten Luft, auch ein schön angelegter Picknickplatz. Hier dürfte in den Sommermonaten der Bär brummen.


Leider konnten wir die Grotte der Kamele nicht besichtigen, weil versperrt. Später folgte noch ein Picknickplatz an der Grotte der Tauben. Ein insgesamt sehr zu empfehlender Abstecher.
Über El-Áioun fuhren wir über eine rot-braun-gelbe Hochebene, die von hohen, z.T. schneebedeckten Bergen eingerahmt war. Das setzte sich fort bis Taourit. Dort, in der Aire de Repos, eine sehr schöne Anlage mit Restaurant, Café,  sauberen Sanitärbereich, übernachteten wir behütet, ruhig (trotz naher Straße) und - kostenlos.  

Über Guercif erreichten wir Taza und blieben dort in einem riesigen Verkehrsstau hängen. Kurzerhand parkten wir am Straßenrand und nutzten die Unterbrechung, um über den großen Souk zu bummeln und einzukaufen.

Frische Datteln, Mandeln und Mandarinen, da macht einkaufen Spaß.
Dann entdeckten wir die Ursache für den Stau. Eine Demo von Studenten. Diese hatten geschickterweise den innerstädtischen Kreisel für ihren Protest ausgewählt. Über den muß jeder Autofahrer, egal in welche Richtung er will, und so konnten wir nicht auf die R 507 gelangen, den Rundweg durch den Taza Nationalpark, durch den wollten wir jedoch fahren.. Wir entschlossen uns ein Stück Autobahn zu fahren, um dann von hinten, bei Sidi Abdallah, auf die R 507 zu stoßen.
So richtig gut ausgeschildert ist das alles nicht, aber letztlich haben wir die Straße in den Park doch gefunden.
Pünktlich zum Einbruch der Nacht trafen wir nach einer Fahrt durch eindrucksvolle Gebirgslandschaften auf einen Picknickplatz mit Stellmöglichkeit. Mitten in einem Korkeichenwald unter herrlichem Sternhimmel läßt es sich gut schlafen.


Am nächsten sonnigen Morgen folgten wir der Straße durch den Park weiter. An jeder Kurve ein neuer Ausblick in die Gebirgswelt. Rechts und links sah man hin und wieder mal einen Schäfer mit seiner Herde, ansonsten begegneten wir keiner Menschenseele.
In Taza angekommen, besuchten wir erst die Medina, kauften ganz frische Fladenbrot eund bummelten ein bißchen durch den Souk.
Mit der neu gebauten Autobahn will man Geld verdienen - also schildert man die Landstraße nach Fes nicht aus, sonder nur die Autobahn. Aber auch hier half uns wieder ein netter Polizist.
Die Fahrt auf der N 6 war viel schöner und kurzweiliger als auf der Autobahn.

Gegen Abend erreichten wir Fes. Sofort hängte sich ein Mopedfahrer an unseren Bus, um uns den Weg zum Campingplatz zu zeigen. Auch unsere mehrmalige Ablehnung seiner Dienste überzeugte ihn nicht, und er führte uns auch prompt zu dem Campingplatz, den wir gar nicht wollten, von dem er aber wohl Provision bekam. Eine weitere Auseinandersetzung brachte ihn schließlich zum aufgeben. Den von uns ausgesuchten Platz, Camping Diamond Vert, fanden wir ganz gut ohne seine Hilfe. 


Am 3.12. war Haushaltstag. Erst Einkauf in der nahen Marijane, und nach dem Wäsche waschen wurde diesmal auch unser Bus einer gründlichen Außenreinigung unterzogen. Durch diese Baustellenfahrt an der Küste war er ganz schön verdreckt. 
Mit einem Petit Taxi fuhren wir am nächsten Tag in die Stadt für 25 Dirham, das sind ca. 2,50 €, und ließen uns am Place R`Cif  absetzen, nicht am Bab Bou Jeloud, an dem die selbsternannten Medinaführer schon hungrig auf Touris warteten. So, wie Edith das in ihrem Reiseführer rät. Ziemlich unbehelligt tauchten wir dann auch in die Gassen ein,

liessen uns treiben, probierten mal hier von den Mandelplätzchen, hielten mit einem Teppichhändler bei einem Glas Pfefferminztee ein Schwätzchen über seine Zeit in Deutschland, kauften woanders ein Fläschchen Arganöl. An den Sehenswürdigkeiten kommt man ohnehin vorbei, wenn man den Wegweisern folgt.

Einen Führer braucht man bei diesem System nicht.



Man findet alles völlig streßfrei und, ohne daß man von Provisionsjägern in irgendwelche Läden geschleppt wird, auch selbst. Müde vom Schauen tranken wir noch einen Kaffee am Bab Bou Jaloud.



Danach fanden wir wieder ein Petit-Taxi, das für die gleiche Strecke jedoch 100,- DH haben wollte. Na, dann fuhren wir halt mit einm Großraum-Taxi für 50,- DH zum Campingplatz.

Ca. 25 km hinter Fes fängt der Mittlere Atlas an. In Serpentinen schwingt sich die N8 hoch in die Berge. Die Luft wird klarer aber auch kälter. Bald hatten wir Irfane erreicht. Ein Wintersportort mit europäisch geprägter Architektur, die eigentlich so gar nicht nach Marokko paßt.


Auch M VI (Em six), wie sich der König gerne nennen läßt, hat hier einen Palast.
Nach einem Kaffe, genossen in der Wintersonne, machten wir uns auf in´s nahe Wintersportgebiet. 
Nicht lange, rechts und links der Straße wurden die erst vereinzelten Schneeflecken zu einer teils geschloßenen Schneedecke.

An den Hängen wurde gerodelt. Das Zentrum, der 2036 m hohe Michliffen, ist mit Hotel und Skilift ausgestattet. Diese Nebenstraße stößt dann bei Azrou auf die N13, die uns in die Stadt und auf den Campingplatz Amazigh führt. Hassan, der Betreiber des Platzes, spricht gut deutsch und servierte uns am Abend in unserem Bus eine Tajine, heiß und köstlich.

6.12. Ein strahlender Wintermorgen, und die erste Gasflasche war leer.
Wir schlenderten durch das sehr hübsche Städtchen Azrou, auch eine eher untypische Stadt für dieses Land.

Der Versuch, in einem Internet-Cafe´ unsere E-Mails zu checken, ging leider fehl.
Mit der Tastatur kamen wir einfach nicht zurecht. Die arabischen Schriftzeichen konnte man ja noch lesen, soweit man arabisch kann, aber die lateinischen Buchstaben darunter, ohne Farbe, in einer völlig anderen Reihenfolge, zudem in einem abgedunkelten Raum, das ging überhaupt nicht.
Weiterfahrt auf der N 13 Richtung Süden durch die Berge des Mittleren Atlas. Den wie mit Eis überzogenen Gipfel des Hohen Atlas kamen wir immer näher.  


In Midelt fanden wir den Camp. Municipal recht leicht. Das Tor stand offen, kein Mensch war zu sehen. Der Sanitärblock war zwar sauber und es lief kaltes Wasser, dafür funktionierte die elektrische Anlage nicht. Gegen Abend kam ein Berner auf seinem Fahrrad an und  baute sein Zelt neben unserem Bus auf. Am Abend luden wir ihn zu einem Glas Wein und Plätzchen in unseren Bus ein - was er dankend annahm. Es war der Nikolausabend und draußen sehr sehr kalt, wie sich das gehört für den 6. Dezember, aber doch wohl bei uns in Deutschland. Am nächsten Morgen war der Boden mit Rauhreif überzogen, unser Wasser war abgeflossen und bildete unter dem Bus eine kleine Eisfläche

7.12. Wir ließen den Hohen Atlas rechts liegen, und fuhren über eine ausgedehnte Hochebene Richtung Sahara, durch das Tafilalet


Schon weit vor Ar-Rachidia wurde unsere Straße von dem Flüßchen Ziz begleitet.

Dieses Tal ist von aussergewöhnlicher Schönheit.
In der Stadt angekommen, versorgten wir uns mit allem nötigen für die nächsten Tage. In einem Palmenhain in der Oase Oulad Chaker fanden wir einen gemütlich kleinen Campingplatz, und zur Begrüssung gab es erstmal einen Pfefferminztee. Am Abend brachte uns Mohammed, der gute Geist des Platzes, eine Tajine an den Bus, wieder heiß und köstlich, dazu gab es noch einen Salat und zum Nachtisch Mandarinen, Granatapfel und Datteln.

Tagsüber war es schön warm, aber abends ganz schön kalt.

Durch einen Palmenwald spazieren zu gehen, ist für einen Mitteleuropäer eine interessante Erfahrung. Man sieht von aussen nicht, daß dort Getreide oder Gemüse angebaut wird,

oder fast undurchdringlicher Dschungel ist.

Am 9.12. folgten wir dem Ziz weiter bei seinem Weg in die Sahara. Ab Erfoud nimmt die Steinwüste immer mehr Platz ein, das Grün der Oasen verschwindet, und im Hintergrund bauen sich die Sanddünen des Erg Chebbi auf.


In Merzouga, am Ende der Asphaltstraße, kann man direkt auf die größte Sanddüne gucken.


Von diesem Ort und den umliegenden Auberges etc. werden alle Arten von Wüstentrips für Touristen organsiert. Mit 4x4 , Kamelen, Quads, oder auch auf Wanderungen und Sandsurftouren kann man die Wüste erkunden. Der Preis derartiger Veranstaltungen bleibt den Verhandlungskünsten der Beteilgten überlassen.
Wir selbst haben das nicht ausprobiert, da wir unseren Wüstenausflug am Erg Chegagga bei
M´hamid geplant hatten. Daher fuhren wir wieder zurück nach Erfoud, bogen beim Ortseingang gleich nach links ab auf die R 702 über Jorf, um auf die "Straße der Kasbahs" zu kommen. In Tinejdad erreichten wir dann die N 10. An dieser, in Richtung Osten, liegt am Ortsausgang der Ksar (befestigtes Dorf) El Khorbet. Auf dem Parkplatz vor dem Ort übernachteten wir.


10.12.Der Ksar ist -auch- zu einem Museum ausgebaut worden. In einem Büro holt man sich den Schlüssel, bekommt einige Anweisungen und besichtigt die Anlage dann alleine. Nicht nur das Innere ist sehr interessant


sondern auch die Ein- und Ausblicke.

Nachdem wir noch ein bißchen über den Wochenmarkt gebummelt waren, machten wir uns auf den Weg zur Todra-Schlucht. Eine überwältigende Natur erwartete uns. An der engsten Stelle

kann man den Rückweg antreten, man hat dann das schönste Stück der Schlucht gesehen, oder man plant noch eine Wanderung in die Seitentäler.
Wir jedoch wollten weiter ins Dades-Tal, das in Boumaine beginnt. Die Straße dorthin führte unst in eine recht bizarre Landschaft.
Bei km 16 fuhren wir auf den Campingplatz "Pattes de Singes".


Der Besitzer, Said, orderte bei seiner Frau gleich Tee, den wir zur Begrüßung tranken.

Am nächsten Morgen sahen wir dann den Grund für den seltsamen Namen des Platzes, der auf deutsch Affenfußfelsen heißt.

Nun ja, ich hatte mir noch nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie Affenfüße von unten aussehen.
Wir folgten dem Tal bis es zur Schlucht wird und neben dem Fluß nur noch eine Furt Platz hat.

Die straße windet sich dann bald danach in Serpentinen den Berg hinauf


der von einer Kasbah gekrönt ist.

Wir folgten dem Tal, soweit das mit unserem Bus ging, kehrten dann um und genossen die Ausblicke nochmals von der anderen Seite.
Zurück auf der Straße der Kasbahs fuhren wir noch bis Ouarzazate. Dort, in einem Vorort, befindet sich eine Palmerai mit Campingplatz.



In dem als Berberzelt dekorierten Restaurant dinierten wir.

12.12. Zurück in der Stadt kauften wir im Supermarkt Dimitri ein. Dieser Laden verkauft auch Wein und Bier. Das ist bekanntlich nicht überall im Land der Fall, daher waren unsere Vorräte, was Wein und Bier betraf, erschöpft. Einen Großeinkauf kann man sich hier jedoch nicht erlauben, das lassen die Preise nicht zu.
Den hatten wir für Agadir vorgesehen, die letzte Marijane-Filiale vor dem staubtrockenen Süden.
Neben alten Kasbahs, die man besichtigen kann, hat die Stadt auch noch einen schönen Souk und natürlich die Filmstudios. Sehr viele europäische- und amerikanische Filme, deren Handlungen sich im Orient oder ähnlichen Orten abspielen, werden in Marokko gedreht.

So ca. 10 km hinter hinter der Stadt wurden wir von einem Polizisten mit Radarpistole angehalten: 68 in der 60/kmh-Zone. Ich zierte mich ein bißchen die geforderten 300 Dirham zu zahlen (sind immerhin happige €30), solange bis mich der Polizist zu seinem Vorgesetzten schickte. Nach eingehendem Studium meines Paßes dann etwa folgende Ansprache : " Manfred, du Tourist, also, aber bitte, nächstes mal Augen auf. Bonne Route. Merci, Merci Monsieur Polizist.
Bis Taliouine fuhren wir durch eine sehr abwechslungsreiche Berglandschaft,

bis wir einen einen an der Strecke liegenden Campingplatz erreichten.


Das nächste Ziel war Taroudannt, weil wir aber ein bißchen spät ankamen, haben wir die Besichtigung der im Reisehandbuch als schön beschriebenen Medina auf eine spätere Fahrt verschoben. Uns war es auch mehr nach einem Tag Relaxing, als nach einer weiteren Stadtbesichtigung. Nicht weit hinter dieser Stadt liegt die Farm einer Deutschen, die auch einen Stellplatz hat.. Da dieser Ort sehr positiv beschrieben ist, wählten wir ihn für einen Ruhetag aus.

Die Farm war sehr grün, an den Bäumen reiften Orangen, Mandarinen, Zitronen u.v.a.m.
Bis dahin ein gelungener Ruhetag. Gegen Abend fiel der Strom aus - nicht auf dem Platz, sondern in unserem Bus. In der Betriebsanleitung steht für solche Fälle, " Die Hauptsicherung befindet sich im Kleiderschrank". Doch da ist sie nicht !!! So groß ist unser Bus eigentlich nicht, um diese Sicherung nicht zu finden. Letztlich unterm Bett, hinter der Heizungsanlage fanden wir das Ding. In irgendeiner Version unseres WoMos befindet sich hier wohl der Kleiderschrank. Nach einem Abendspaziergang über die Ferme liessen wir den Tag ausklingen.
Am 15.12. fuhren wir nach Agadir, nicht um uns dem mobilen Seniorenpark auf der "Platte" anzuschließen, sondern um unsere Vorräte -insbesondere auch den Wein und das Bier- zu ergänzen, denn so gottloses Zeug gibt es im Süden des Landes kaum noch.

Hier endet der erste Teil unseres Reiseberichts.

http://wieder-auf-fahrt.blogspot.de/2012/06/marokko-201112.html